Chronik
Der Ursprung der Bundesanstalt für Gewässerkunde geht auf die Gründung als Forschungsanstalt für Gewässerkunde 1948 in Bielefeld zurück. Das wissenschaftliche Fundament der BfG wurde jedoch schon weit vorher gelegt. Eine Ausgangsbasis kann zum Beispiel in den ersten wissenschaftlichen Arbeiten ab Ende des 18. Jahrhunderts und den Vorgänger-Instituten des 19. Jahrhunderts in Landeszuständigkeit verortet werden.
Die Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten dieser ersten gewässerkundlichen Institute in Deutschland veränderten sich stets mit dem gesamtgesellschaftlichen, wie auch politischen Wandel. Das gilt auch für die BfG ab 1948; Waren in den Anfangsjahren der BfG die Fragestellungen noch wesentlich von der auf Wassermenge ausgerichteten klassischen Hydrologie geprägt, haben sich die Schwerpunkte in den Jahrzehnten danach auf die umfassende Gewässerkunde unter Einbindung der qualitativen und ökologischen Herausforderungen erheblich erweitert.
Die deutsche Wiedervereinigung, aber auch die Internationalisierung und damit die steigende Bedeutung von grenzüberschreitender Zusammenarbeit beeinflussten nicht nur die Arbeitsorganisation und den Fokus der BfG, sondern prägten auch die persönlichen Erlebnisse unserer Mitarbeiter/-innen.
Auf die Vielfalt der Eindrücke möchten wir in dieser Chronik einen ganzheitlichen Blick gewähren. Treten Sie gemeinsam mit uns in die Fußstapfen unserer Mitarbeitenden von damals und heute und lernen Sie mehr über die erfrischendsten, trockensten und bewegendsten Momente der Bundesanstalt.
18. Jh
Im 18. Jahrhundert begannen Pioniere der Hydrologie wie z. B. Christian Gottlieb Pötzsch, die Wasserstände der deutschen Flüsse zu erfassen. Die ersten wissenschaftlichen hydrologischen Arbeiten bezogen sich zum Beispiel auf Pegel in Meißen und Dresden an der Elbe. Auch die Pegelkonstruktion von Johann Albert Eytelwein in Preußen zählt zu den Anfängen der ersten regelmäßigen Pegelbeobachtungen. Die Arbeiten beider Wissenschaftler schufen ein Fundament für das Wirken der Vorgängerorganisationen der BfG. In der Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der BfG wurden diese Ursprünge dargestellt, vgl. Bundesanstalt für Gewässerkunde (Hrsg.): Festschrift zum 50jährigen Jubiläum. BfG-Mitteilung Nr. 14. Koblenz, 1998.
Ende 19. Jh
Vor dem Hintergrund von Hochwasserkatastrophen an deutschen Flüssen (u. a. an Elbe, Oder und Rhein) zu Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im Deutschen Kaiserreich die ersten gewässerkundlichen Institute in Baden (1883), Württemberg (1888), Bayern (1898) und Preußen (1891 und 1892).
Das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse und auch dessen Institutionalisierung waren anfangs eng verknüpft mit den Auswirkungen der Natur auf den Menschen.
1928
Im Jahr 1902 wurde aus den preußischen Organisationen heraus die Preußische Landesanstalt für Gewässerkunde gegründet, die 1928 mit dem Büro für die Hauptnivellements und Wasserstandsbeobachtungen zur Preußischen Landesanstalt für Gewässerkunde und Hauptnivellements zusammengelegt wurde. Die Pioniere dieser Zeit erarbeiteten Grundlagen für die Planung sowie Monographien über Memel, Pregel, Weichsel, Oder, Elbe, Weser, Ems und die Küsten, den Rhein, den Main und die Mosel. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Zuständigkeit der Preußischen Landesanstalt zu einer „Zentralstelle für Deutschland“ ausgeweitet.
1945
Im Bereich der sowjetischen Besatzungszone wurden gewässerkundliche Arbeiten in der Forschungsanstalt für Schifffahrt, Gewässer- und Bodenkunde in Berlin erfasst.
1948
Mit dem Plan zum Wiederaufbau von Deutschland wurde für die Lenkung und einheitliche Ausgestaltung der gewässerkundlichen Arbeiten für die amerikanische, englische und französische Besatzungszone die „Forschungsanstalt für Gewässerkunde“ gegründet. Die Datenaufbereitung über Wasserstände und die Wasserführung von Flüssen galt als Basis für den Ausbau der Infrastruktur – von Straßen über Brücken bis hin zur Ausweitung der Siedlungen oder dem Bau der Eisenbahnlinien. Das Institut war von der ersten Stunde an für die interministerielle Politikberatung zuständig und beriet u. a. Verwaltungen für Verkehr, Wirtschaft sowie Landwirtschaft und Forsten.
1949
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik teilte sich auch die regionale Zuständigkeit bis auf Weiteres auf zwei gewässerkundliche Institute auf. In Westdeutschland wurde das Institut in „Bundesanstalt für Gewässerkunde“ umbenannt. Die BfG wurde dem Geschäftsbereich des Bundesverkehrsministeriums zugeordnet.
1950-1951
In Ostdeutschland wurde zwischen 1950 und 1952 in mehreren organisatorischen Schritten das Institut für Wasserwirtschaft gegründet und dessen Forschung in den 70er-Jahren wesentlich ausgebaut.
Die Nutzung der Ergebnisse aus der quantitativen und qualitativen Gewässerkunde der BfG wurde schon frühzeitig auch weiteren Ressorts angeboten: 1950 den Bundesministerien für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; dem Bundesministerium für Wirtschaft; dem Bundesministerium des Innern. Ab 1951 wurde die Wahrnehmung von Aufgaben der Wassergütewirtschaft an Bundeswasserstraßen zusätzlich interministeriell mit diesen weiteren Ressorts abgestimmt: Bundesminister der Finanzen, Bundesrechnungshof, Bundesminister
für Verkehr – Verbindungsstelle Berlin.
1952
Gleich zu Beginn der 1950er-Jahre zog die BfG von Bielefeld nach Koblenz und somit an die Mündung der Mosel in den Rhein. Das neue Dienstgebäude war zuvor durch die damalige Wasserstraßendirektion (gegründet 1949) in den Rheinanlagen 15 auf dem Grundstück einer im Krieg zerstörten großangelegten Villa erbaut worden. Gleich nach Fertigstellung des Gebäudes wurde die Direktion 1952 nach Mainz verlegt und die Bundesanstalt für Gewässerkunde zieht in das Gebäude ein.
1955
1955 wurden die Fachabteilungen M (Gewässermenge) und G (Gewässergüte) neu konstituiert.
1960er
Die Belastung der Gewässer und ihrer Sedimente mit Schwermetallen wurde zunehmend zu einem Problem. Zeitgleich stieg das gesellschaftliche Bewusstsein für die Notwendigkeit, Gewässer rein zu halten. In den 1960ern begann man nicht nur mit dem Monitoring radioaktiver Nuklide (die BfG wurde zur Leitstelle für Umweltradioaktivität im Bereich der Binnengewässer), sondern auch mit dem strukturierten langfristigen Sedimentmonitoring.
1972/1973
Der Club of Rome veröffentlichte 1972 seinen Bericht „Die Grenzen des Wachstums“. Die Vereinten Nationen beriefen im gleichen Jahr die „Konferenz über die Umwelt des Menschen“ oder auch „Weltumweltkonferenz“ in Stockholm ein. Weltweit stieg das Bewusstsein für Umweltthemen stetig an. Das beeinflusste die Arbeit der BfG, die für die Durchführung von gewässerkundlich-wasserwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsaufgaben auch im Hinblick auf den Umweltschutz beauftragt wurde.
Wasserwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungserkenntnisse wurden ab sofort und zusätzlich für das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Bundesministerium der Verteidigung und das Bundesministerium für Forschung und Technologie aufbereitet – damit beriet die BfG insgesamt neun Bundesressorts.
1974/1975
Nach der internationalen Dekade der Hydrologie (1965-1974) wurde 1975 das Internationale Hydrologische Programm (IHP) der UNESCO gegründet. Dabei handelt es sich um das einzige breit angelegte wissenschaftliche Programm der UN für Wasserforschung, Wasserressourcenmanagement, Wasserbildung und Kapazitätsaufbau. Das deutsche IHP-Nationalkomitee und sein Sekretariat wurden an der BfG angesiedelt. (Bereits 1979 wurden das Internationale (IHP) und das Operationelle Hydrologische Programm (OHP) in einem Nationalkomitee vereint, dessen Sekretariat zur BfG kam.)
1979
Manche können sich noch an die Schaumberge in den Flüssen erinnern: Die neueste Errungenschaft der deutschen Haushalte – strahlend weiße Wäsche durch leistungsstarkes Waschmittel – sorgte zwar für große Freude, für den Zustand der Gewässer bedeutete das allerdings erst einmal nichts Gutes, denn in den Flüssen bildeten sich große Schaumberge und das bis zur Einführung des Waschmittelgesetzes, bei dessen Ausformulierung die BfG maßgeblich beteiligt war.
1985
Die BfG-Versuchs- und Außenstelle auf der Rheininsel Niederwerth wurde gebaut und in Betrieb genommen.
1986
Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk von Tschernobyl im Norden der Ukraine zum bis heute schwersten Unfall der zivilen Nutzung der Atomenergie. In den darauffolgenden zehn Tagen setzte das Kraftwerk große Mengen radioaktiver Stoffe in die Atmosphäre frei, die sich über die Nordhalbkugel, insbesondere über Europa, verbreiteten. Die Messung von Radioaktivität in den Flüssen war relevanter denn je.
Für die Menschen am Rhein steht das Jahr 1986 allerdings auch unter dem Zeichen des Feuers in der Berner Lagerhalle der Sandoz AG. Damals gelangten mindestens 20 Tonnen Giftstoffe, insbesondere Pestizide und Insektizide, aber auch 150 Kilogramm Quecksilber in den Rhein, färbten den Fluss rot und führten zu einem massiven Fischsterben. Die Trinkwasserversorgung brach für viele Tage in zahlreichen Städten und Gemeinden am Rhein völlig ab.
Im selben Jahr wurden Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Rheinwasserqualität und zur Störfallvorsorge beschlossen und die Grundlagen zum „Aktionsprogramm Rhein“ wurden gelegt.
1988
Die Einrichtung des Global Runoff Data Centre (GRDC) bei der BfG erfolgt 1988. Das GRDC feiert im Jahr 2023 somit sein 35-jähriges Jubiläum.
Seit 1990
Das Jahr der deutschen Wiedervereinigung brachte einen Neuanfang für viele Menschen in der Republik. So gewann die BfG durch den Zusammenschluss mit dem Institut für Wasserwirtschaft (IfW) der DDR sehr erfahrene Kollegen/-innen hinzu. Neben dem Hauptsitz in Koblenz wurde die Außenstelle in Berlin-Schöneweide am Standort des ehemaligen IfW eingerichtet. Die BfG wurde Mitte der 90er-Jahre neu organisiert, mit drei Fachabteilungen – quantitative Gewässerkunde M, qualitative Gewässerkunde G und die Ökologie U –, einem Zentralbereich Z und dem angegliederten IHP/OHP-Sekretariat.
Seit 1990 gilt außerdem das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung. Es werden Umweltverträglichkeitsstudien (UVS) bei Baumaßnahmen an Wasserstraßen durchgeführt, um zu prüfen, ob und wie sich die Vorhaben auf den am Standort vorherrschenden Zustand der Umwelt auswirken. Die Erstellung solcher umfangreichen Studien für Projekte an den Bundeswasserstraßen wurde zu einer wichtigen Aufgabe der BfG. Hierbei kam in besonderem Maße die Stärke der BfG zum Tragen, komplexe Fragestellungen durch Experten aus verschiedensten Fachrichtungen integriert bearbeiten zu können.
1992/1993
Mit dem Beschluss zur Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) wurden die Erhaltung, der Schutz und die Verbesserung der Qualität der Umwelt zum wesentlichen Ziel der Europäischen Gemeinschaft und von allgemeinem Interesse; hierzu zählt auch der Schutz der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. In der Folge wurden Umweltbelange durch eine Reihe weiterer Richtlinien und Gesetze als ein zentraler Bestandteil der Gewässerbewirtschaftung verankert. Neben der unmittelbaren umweltbezogenen Beratung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung vor Ort, leistet die BfG durch zahlreiche Leitfäden, die die verschiedenen umweltrechtlichen Anforderungen anwendungsbezogen aufbereiten, einen aktiven Beitrag zu einem umweltgerechten Management der Bundeswasserstraßen.
1993/1995
Zwei extreme Hochwasser werden den Kolleginnen und Kollegen nicht nur beruflich, sondern auch ganz persönlich lange in Erinnerung bleiben: Das BfG-Gebäude in den Kaiserin-Augusta-Anlagen selbst wurde grundlegend überflutet. Ab Koblenz ereignete sich 1993 eine der größten bisher bekannten Hochwasserwellen des Rheins. Auch 1995 war extrem: Von der Abflussfülle (insbesondere in den oberen Durchflussbereichen) war das Rheinhochwasser im Januar 1995 am Niederrhein das größte Ereignis im 20. Jahrhundert.
2000
Mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde erstmals ein Ansatz verfolgt, der bezogen auf ein ganzes Gewässer-Einzugsgebiet das zentrale Ziel verfolgt, einen guten ökologischen und chemischen Zustand aller Gewässer zu erreichen. Hiermit wurde ein umfassender Ressourcenschutz und der Erhalt der ökologischen Funktionsfähigkeit in den Mittelpunkt der Gewässerbewirtschaftung gestellt. Die BfG ist seitdem in vielerlei Hinsicht mit der WRRL befasst. Sie unterstützt die in Deutschland für die Umsetzung der Richtlinie zuständigen Institutionen des Bundes und der Länder mit ihrem Fachwissen, mit Daten und Portalen.
Seit 2000 entwickelt und betreibt die BfG im Auftrag des Bundesumweltministeriums und der Bundesländer das Internetportal WasserBLIcK als das nationale Datenzentrum und Berichtsportal Wasser. Der WasserBLIcK unterstützt die internationalen Berichtspflichten Deutschlands im Zusammenhang mit verschiedenen wasserbezogenen EU-Richtlinien. Wesentliche Teile der Berichtsdaten sind über den WasserBLIcK frei verfügbar.
2002
Im Zuge der Schließung der Berliner Außenstelle wechselte ein Teil der Belegschaft nach Koblenz. Einige von ihnen blieben dennoch der alten Heimat Berlin lange Jahre treu und pendelten nach Koblenz.
2003
Nach mehr als 50 Jahren in den Kaiserin-Augusta-Anlagen und den weit über die Stadt verteilten Räumlichkeiten zog die BfG in ihren neuen gemeinsamen Standort am Mainzer Tor in Koblenz um, die Berliner Außenstelle in der Schnellerstraße wurde geschlossen.
2008
Auf Basis der Evaluierung durch den Wissenschaftsrat der Bundesregierung erhielt die BfG den Auftrag, Aktivitäten in Forschung und Entwicklung auszubauen.
Die Empfehlungen beinhalteten auch die Berufung eines Wissenschaftlichen Beirats.
Die BfG begann außerdem, umfassend zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Bundeswasserstraßen und zu Anpassungsmaßnahmen zu forschen.
2011
Seit 2011 erfassen videobasierte Fischzähler das Wanderverhalten von Fischen in unseren Wasserstraßen. Die BfG setzt diese Messgeräte mit intelligenter Bewegungserkennung in sogenannten Fischaufstiegsanlagen ein. Eine neuartige KI-basierte Software ist in der Entwicklung. Das ist ein wichtiges Projekt für die ökologische Durchgängigkeit an den Bundeswasserstraßen. Denn ein Großteil unserer Wasserstraßen ist für Fische und andere Lebewesen nicht durchgängig. So muss an vielen Staustufen der Fischaufstieg erleichtert werden, um wandernden Fischarten wieder ihren natürlichen Lebenszyklus zu ermöglichen. Die BfG berät – in enger Kooperation mit der BAW – das BMDV und die WSV bei der Priorisierung, Umsetzung und Qualitätssicherung der Maßnahmen.
2014
Die BfG wird Standort des Internationalen Zentrums für Wasserressourcen und Globalen Wandel (ICWRGC) der UNESCO. Das ICWRGC führt auch das Sekretariat für die Wasserprogramme von UNESCO und WMO weiter.
2015
Die BfG berät das Eisenbahn-Bundesamt als Gutachter und Obergutachter. In dieser Funktion geht es um Grundsatz- und um Einzelfragen der Hydrogeologie und Wasserbewirtschaftung, welche im Rahmen von Planrechtsverfahren und der umweltfachlichen Bauüberwachung für Betriebsanlagen der Eisenbahn des Bundes entstehen.
2016
Die BfG beteiligt sich am BMDV-Expertennetzwerk, einem Verbund von Einrichtungen im Verkehrsressort zur gemeinsamen Forschung an verkehrsträgerübergreifenden Fragestellungen. Die BfG ist seit 2016 Teil dieser interdisziplinären Forschungslandschaft und arbeitet zusammen mit DWD, BAW, BSH, BASt, BALM und EBA daran, die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Verkehrssektor anzugehen. Ziel ist es, die Kompetenzen der beteiligten Behörden auf eine breitere gemeinsame Basis zu stellen, sie intensiver miteinander zu vernetzen und so anwendungsorientierte Forschungsergebnisse für die Praxis zu generieren. Neben zahlreichen Vernetzungen der BfG im nationalen und internationalen Wissenschaftssystem ist das Expertennetzwerk ein wichtiger Baustein der Ressortforschung des BMDV.
2017
Das Bundeskabinett hat am 1. Februar 2017 das Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ beschlossen. Damit wird die Bundesregierung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit dem Ziel eines nationalen Biotopverbunds verstärkt in die Renaturierung von Bundeswasserstraßen investieren. Die BfG engagiert sich in unterschiedlicher Weise im Bundesprogramm: Sie erarbeitete gemeinsam mit der Fachgruppe Blaues Band die Fachstudie zum Bundesprogramm und ist an den Fachentscheidungen zur Umsetzung von Projekten und Maßnahmen beteiligt. Zusammen mit BAW, BfN, UBA, BImA und der GDWS prüft und bewertet sie die Eignung und Realisierbarkeit gemeldeter Projekt- und Maßnahmenvorschläge. Das Bundesprogramm profitiert so von der Expertise der BfG auf den Gebieten der Ökologie, der Hydromorphologie und der Gewässerchemie.
2018
Langandauernde Niedrigwasserperioden an Deutschlands Bundeswasserstraßen haben zunehmend weitreichende Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft. 2018 kam es zu einer extremen Niedrigwassersituation am Rhein. Die BfG ist auch heute für die Umsetzung vieler Punkte aus dem „Aktionsplan Rhein“ des BMDV, wie z. B. der Verbesserung der Vorhersagesysteme, zuständig. Damit unterstützt die BfG mit ihrer Fachexpertise intensiv das Vorhaben Engpassbeseitigung Mittelrhein. Seit Juli 2022 veröffentlicht die BfG eine wahrscheinlichkeitsbasierte 14-Tage-Vorhersage des Wasserstandes für schifffahrtsrelevante Pegel des Rheins. Der Vorhersagezeitraum der 2019 eingeführten 10-Tage-Vorhersage wurde damit um vier Tage verlängert.
2021
Mit dem am 9. Juni 2021 in Kraft getretenen „Gesetz über den wasserwirtschaftlichen Ausbau an Bundeswasserstraßen zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele der Wasserrahmenrichtlinie“ erhält die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) die Zuständigkeit, die Bundeswasserstraßen des Bundes wasserwirtschaftlich auszubauen, soweit dieser Ausbau zur Erreichung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erforderlich ist. Die BfG berät die WSV mit ihrer umfassenden Fachexpertise interdisziplinär und trägt so auch zu der EU-weit angestrebten Zustandsverbesserung der Gewässerökosysteme bei.
2022/2023
Viele Veränderungen haben einen großen Einfluss auf die Qualität, die Nutzung und die Entwicklung unserer Binnen- und Küstengewässer. Dies sind neben den weitreichenden Folgen des globalen Wandels – insbesondere des Klimawandels – die Defizite der Biodiversität sowie die zunehmende Verwendung synthetischer Stoffe und der damit verbundene Eintrag in unsere Gewässer.
In der Praxis kommt es heute genauso wie gestern und morgen darauf an, die wissenschaftlichen Ergebnisse anzuwenden. Die Politik, das operative Management der Bundeswasserstraßen und die wasserwirtschaftliche Praxis erfordern eine wirkungsvolle und verlässliche und unabhängige wissenschaftliche Beratung und Forschung. Die BfG erarbeitete vor diesem Hintergrund die Strategie „BfG 2030“ und ein neues Forschungs- und Entwicklungskonzept, um die Leitplanken für die Zukunft abzustecken.
Im Rahmen der Deutschen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (DAS) startete die BfG 2022 in einem Behördenverbund einen operationellen Service für die Themen Klima und Wasser zur Beratung und Datenbereitstellung im Rahmen der Anpassung an den Klimawandel in Deutschland, den DAS-Basisdienst.
2022/2023
Seit Juni 2022 stärkt die neue „Vor-Ort-Präsenz“ an der Küste mit vier zusätzlichen BfG-Mitarbeitenden die Beratungsleistung der BfG im Küstenbereich für die WSV und festigt die Zusammenarbeit mit der BAW. An der Küste nimmt die Bundesanstalt für Gewässerkunde vielfältige Aufgaben wahr und bearbeitet diese interdisziplinär.
Seit Dezember 2022 wird das Internationale Bodenfeuchtenetzwerk (ISMN) an BfG und ICWRGC betrieben. Das ISMN ist ein Service, der verlässlich in situ Messungen der Bodenfeuchte auf globaler Ebene frei zur Verfügung stellt.
2023
Im Auftrag des Umweltbundesamts entwickelt die BfG bis 2023 das Non-Target-Screening-Portal (NTSPortal). Non-Target-Screening (NTS) ist eine moderne analytische Methode, um eine große Anzahl an organischen Schad-/Spurenstoffen und deren Transformationsprodukte in der aquatischen Umwelt nachzuweisen. Zudem ist NTS eine große Hilfe bei der Identifizierung unbekannter Schad-/Spurenstoffe. Das Portal enthält NTS-Messungen des Bundes und der Länder aus der Gewässerbeobachtung. Damit wird das Portal zur zentralen Anlaufstelle für überregionale und retrospektive Auswertungen von Non-Target-Daten und stellt einen wichtigen Entwicklungsschritt zur Etablierung eines operativen Dienstes dar.
Monitoring-Methoden der Zukunft: Neben NTS entwickeln und etablieren wir das Monitoring von Umwelt-DNA zur molekularen Bestimmung aquatischer Lebensgemeinschaften sowie das wirkungsbezogene Monitoring zur Erfassung toxischer Effekte in unseren Gewässern.
Eine erneute Evaluierung durch den Wissenschaftsrat, die Aktualisierung des Corporate Designs und das 75-jährige Jubiläum prägen das Jahr 2023.
Einen Blick in die Zukunft bietet Ihnen die Strategie „BfG 2030“.