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„Das Thema „Wasser“ ist eine der großen Heraus­forderungen unserer Zeit.“

Prof. Dr. Stefan Wehner ist seit dem 1. Januar 2023 der erste Präsident der jetzt eigenständigen Universität Koblenz. Der 53-jährige Physikprofessor war zuvor seit 2019 Vizepräsident der Universität Koblenz-Landau und seit 2014 Dekan des Fachbereiches Mathematik/Naturwissenschaften.
75 Jahre BfG sind auch 75 Jahre unabhängige wissenschaftliche Politikberatung an den Bundeswasserstraßen. Eine lange Zeit. Können Sie sich erinnern, in welchem Kontext Sie die BfG das erste Mal wahrgenommen haben?

Die Kooperation mit der BfG begleitet mich, seitdem ich 2009 als Professor für Experimentalphysik an die damalige Universität Koblenz-Landau gewechselt bin. In diesen Jahren gab es bereits eine gewachsene Zusammenarbeit in den Bereichen Mikrobiologie/Biologie und BioGeoWissenschaften sowie in den lehrkräftebildenden Studiengängen in Biologie und Chemie, die dann sukzessive weiter ausgedehnt wurden.

“Mit der Verselbstständigung rückte der Schwerpunkt „Wasser“ bei uns immer mehr in den Fokus. Die BfG hat an dieser Entwicklung einen großen Anteil, immer im Sinne des gemeinsamen Themas.”

Die Vorbereitungen für die Einrichtung der Bachelor- und Masterstudiengänge „Gewässerkunde und Wasserwirtschaft“ sind weitgehend abgeschlossen. Wie profitieren Ihre Studierenden von der Beteiligung der BfG?

Studierende der Gewässerkunde und Wasserwirtschaft werden durch die Studiengänge darauf vorbereitet, Verantwortung im Bereich Wasser zu übernehmen. Der Bachelor-Studiengang vermittelt dabei praxisbezogen die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen und ermöglicht den Studierenden spannende Tätigkeiten in Ingenieurbüros, bei Versorgern und Verbänden oder in den Behörden im Wassersektor. Durch den Masterstudiengang erwerben Studierende weitreichende Kompetenzen, um zur Lösung komplexer Fragestellungen der Nutzung aquatischer Ökosysteme und der (Grund)-Wasserressourcen beitragen zu können. Dies qualifiziert sowohl für eine Promotion als auch für Tätigkeiten in der Umweltforschung, in Bundes- und Landesbehörden, Kommunen und Kommunalverbänden, Unternehmen sowie in Ingenieur- und Consulting-Büros.

Universität Koblenz und BfG kooperieren schon seit vielen Jahren im Bereich Wasser. Was sind neben dem neuen Studiengang aus Ihrer Sicht besondere Highlights?

Neben der Lehre bestehen vielfältige Forschungsschwerpunkte, die sehr spannend und wertvoll sind, z.B. Renaturierung von Bächen und kleineren Flüssen, Rückstände von Medikamenten, Materialien zur Uferbefestigung und vielem mehr. Um die Forschungsaktivitäten weiter zu fördern engagieren sich Hochschule, Universität und BfG gemeinsam für Promotionen und Forschungsanträge. Bereits heute sind viele Promotionen entstanden, die teilweise auch Auszeichnungen erhalten haben. 2022 wurde beispielsweise der Hochschulpreis an Dr. Sonja Ehlers (BfG) für die Erforschung von Interaktionen zwischen Tieren und Mikroplastik vergeben.

Was bedeutet die Zusammenarbeit von Uni, Hochschule und BfG für den Wissenschaftsstandort Koblenz in den Bereichen der Hydrologie, der Gewässerkunde und Wasserwirtschaft?

Koblenz ist die Stadt der zwei Flüsse. Eine Kooperation von Hochschule und Universität mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde passt gerade hier besonders gut. Sie kombiniert die Wasser-Expertise der drei beteiligten Einrichtungen und gibt Koblenz und der Region ein ganz besonderes Profil, das deutschlandweit sowie international Ausstrahlung und Anziehungskraft hat.

Starkregen, Niedrigwasser, der Eintrag von Spurenstoffen und die Auswirkungen des Klimawandels: Der Druck auf die Gewässersysteme steigt – auch hierzulande. Wie können Uni, Hochschule und BfG gemeinsam ihren Teil zur Lösung der drängenden Herausforderungen leisten?

“Das Thema „Wasser“ ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit.”

Dies erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der drei Partner hier vor Ort in Koblenz. Durch die Bündelung der ingenieurs- und naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Universität und Hochschule mit den Behörden und der Praxis können wir dieses wichtige gesellschaftliche Handlungsfeld zielgerichtet angehen. Und beschleunigen damit auch den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Anwendung.

Noch eine persönliche Frage: Welchen Wunsch würden Sie der Bundesanstalt für Gewässerkunde zu ihrem 75. Geburtstag gerne erfüllen, egal ob realistisch oder unrealistisch?

Ich wünsche der BfG von Herzen alles Gute und eine weiterhin so erfolgreiche Arbeit. Speziell mit Blick auf unsere Kooperation kann ich mich nur ganz recht herzlich bedanken für eine besonders vertrauensvolle und lösungsorientierte Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, sei es in der Forschung, der Lehre oder bei der Gremienarbeit. Gerne setze ich mich für eine noch engere Vernetzung der drei Partner und die weitere gegenseitige Ergänzung ein. Herzlichen Glückwunsch, BfG!

Die Fragen stellte das Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der BfG.